Neue TV-Doku über die Langzeitfolgen von Glyphosat

– 4. November –
Am Montagabend war im WDR eine tolle dreiviertelstündige Sendung über Glyphosat zu sehen, die mehr Enthüllungen birgt als die momentan überall gedruckten und gesendeten Beiträge über den Streit zwischen WHO und BfR. (Hier ein dennoch sehr empfehlenswerter Artikel aus der taz.)

»Gift im Acker – Glyphosat, die unterschätzte Gefahr?« zeigt unter anderem, dass konventionelle Landwirte, die den Stoff anwenden bzw. glyphosathaltiges Futter verwenden, in vielen Fällen mit Negativfolgen zu kämpfen haben. So lagere sich Glyphosat etwa auf langjährig gespritzten Feldern deutlich an. Das hat offenbar unter anderem Auswirkungen auf das Feinwurzelsystem von Kulturpflanzen sowie auf deren Hormonhaushalt; geringeres Wachstum sind die Folgen.
Noch eindrücklicher sind die in der Doku folgenden Sequenzen mit Tierzüchtern. Den Anfang macht hier ein dänischer Schweinezüchter (intensive Massenhaltung), der überzeugt ist: Mit Zunahme der Glyphosatrückstände im Futter geht eine geringere Fertilität seiner Mastsauen sowie eine Zunahme von Fehl- Miss- und Totgeburten bei den Ferkeln einher. (Achtung: Die tiefgefrorenen Ferkel-Missgeburten, die der Mann aus seiner Kühltruhe fischt, sind nichts für empfindliche Gemüter.) Ausserdem hat er beobachtet, dass belastetes Futter von den Tieren weniger gut angenommen wird, und sie bekommen auch Durchfall davon. Das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR beschwichtigt und stellt den Fall des dänischen Züchters als Einzelfall dar, doch das WDR-Magazin sagt, dass hunderte Milchbauern ähnliche Symptome feststellen. Gezeigt wird ein Allgäuer Betrieb, der die Probleme mit unfruchtbaren Kühen überwand, nachdem er auf weitgehend glyphosatfreies Kraftfutter umstellte.
Bildschirmfoto 2015-11-04 um 20.44.27Dann geht es weiter in die USA, wo ein kritischer Tierarzt offenbart, was die US-Bundesbehörde CDC herausgefunden hat. Eine zunehmende Unfruchtbarkeit wird nämlich auch bei Menschen beobachtet, und wie bei den Farmtieren nehmen die Fälle von Glyphosatrückständen in der Nahrung zu. Das muss noch nicht unbedingt auf einen Zusammenhang hindeuten – doch die Kurven die dann gezeigt werden, machen schon sehr nachdenklich: Die Gesundheitsstatistik weist nämlich ziemlich parallel zur Kurve des wachsenden Glyphosatgebrauchs entsprechend ansteigende Kurven der Fälle von Unfruchtbarkeit, Fettsucht (obesity), Krankheiten des Verdauungssystems (bowel disease), Schilddrüsenkrebs (thyroid cancer), Nierenleiden (renal diseases), Hirnschlag (stroke) und Diabetes auf. Kommentar der Doku zu der Grafik: »Aber von der amerikanischen Regierung wird nicht nach einem Zusammenhang gesucht.«
Weitere Enthüllungen betreffen u.a. das vermehrte Aufkommen von giftigen Fusariumpilzen an glyphosatgeschädigten Kulturpflanzen oder die Tatsache, dass etliche der Beistoffe von Glyphosat und anderen Ackergiften tausendmal (!) giftiger sind als der eigentliche Wirkstoff und bereits in sehr niedriger Dosierung wirken; die Beistoffe hätten hormonelle Wirkungen, die etwa Brustkrebs bewirken können.
Die Sendung »Gift im Acker – Glyphosat, die unterschätzte Gefahr?« kann in der WDR-Mediathek angesehen werden. Der Link oben führt zu einer Youtube-Version.