– 18. September –
Die Europäische Kommission will die Zulassung des Breitbandherbizids Glyphosat vorläufig um ein halbes Jahr verlängern. Der Grund: die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (Efsa) benötige mehr Zeit zur Überprüfung der Sachlage. Die Bewertung im Hinblick auf die anstehende Neuzulassung solle so umfassend und gründlich wie möglich sein, so eine Sprecherin der Behörde.
Das Mittel zur Vernichtung der Ackerbegleitflora ist heftig umstritten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hatte Glyphosat im Frühjahr als »wahrscheinlich krebserzeugend für den Menschen« eingestuft. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hielt den Wirkstoff bislang für unbedenklich. Mitte Juli legte die WHO einen ausführlichen Bericht über ihre Warnung vor. Das BfR reichte ebenfalls Unterlagen nach. Die Einschätzung der Efsa verschiebt sich daher vorraussichtlich von Ende September auf November. Dementsprechend wird die Entscheidung der EU-Kommission aktuell auf Sommer 2016 verlegt.
Für uns ist das nicht schlecht, da durch die Aufschiebung des Verfahrens nun voraussichtlich auch das Ergebnis der Urinale-Studie in die Einschätzungen einfließen kann.
Innerhalb der Organisationen und Behörden tobt weiterhin der Expertenstreit. Kritiker werfen dem BfR eine allzu große Nähe zur Industrie vor.
Quelle: www.sueddeutsche.de
Übrigens: Nicht nur in der EU, sondern auch auf dem großen US-Markt muss die Zulassung von Glyphosat in den nächsten Monaten erneuert werden. In diesem Zusammenhang ist eine Meldung auf dem Blog von Netzfrauen.org sehr interessant: Demzufolge wollen die Behörden in Kalifornien der Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation folgen und Glyphosat auf die Bundesstaat-eigene Liste der bekannten Krebsauslöser aufnehmen. Auf dem Blog heißt es:
»Das könnte die Nutzung des Pflanzenschutzmittels signifikant reduzieren – nicht nur in Kalifornien sondern innerhalb der gesamten USA – aber man darf auch erwarten, dass Monsanto sich massiv gegen die vorgeschlagene Regulierung wehren wird.
Kalifornien gilt weltweit als führend, wenn es darum geht, die Öffentlichkeit vor den Gerfahren von Chemikalien zu schützen. Sämtliche Chemikalien, die dem Office of Environmental Health Hazard Assessment als Ursache für Krebs oder Geburtsfehler bekannt sind, werden unter dem sogenannten Proposition 65 Gesetz registriert. Alle Produkte, die diese Chemikalien enthalten, müssen eine entsprechende Warnung aufweisen. Gestartet 1986, umfasst diese Liste inzwischen über 800 Chemikalien.
Die Hersteller sind natürlich sehr verärgert, derartige Warnhinweise anbringen zu müssen, da diese die Kunden davon abhalten können, ihr Produkt zu erwerben. Das führt dazu, dass, wenn eine Chemikalie auf der Proposition 65 Liste landet, diese überarbeitet und manchmal sogar vom Markt genommen wird. Nachdem Roundup – hauptsächlich angewendet für GVO-Getreide – das am häufigsten verrwendete Pestizid in den USA darstellt, wird Monsanto schwere Geschütze auffahren, um nicht auf dieser Liste aufzutauchen […]
Wenn Kalifornien Glyphosat auf die Proposition 65 Liste setzt, würde es in den Geschäften entsprechend gekennzeichnet. Ironischerweise wissen die Bürger des Landes dann aber immer noch nicht, ob es in der Nahrung, die sie zu sich nehmen, enthalten ist.
Die weite Verbreitung dieses giftigen Pflanzenschutzmittels in GVO-Nahrung ist einer der Gründe, dass 90 % der US-Amerikaner fordern, dass Nahrungsmittel, die gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten, gekennzeichnet werden sollten. US-Amerikaner sollten die gleichen Rechte genießen, wie die Bürger in 64 anderen Ländern weltweit, wenn es darum geht zu erfahren, was die eigene Nahrung so alles enthält.«